Letzten November hat die Stadt Wien kurzfristig entschieden 100 Kinderflüchtlinge aus der Bundesbetreuung zu übernehmen und ist dabei auch an das Don Bosco Sozialwerk herangetreten. Das Sozialwerk hat daraufhin alles in Bewegung gesetzt, um hier zu unterstützen. Denn schon seit langem kritisieren die Mitarbeiter:innen die lange Unterbringungsdauer von Fluchtwaisen in Erwachseneneinrichtungen.
Der Geschäftsführer des Sozialwerks, Michael Zikeli, fasst das Problem so zusammen: “Die jungen Burschen kommen nach langer, oft gefährlicher Flucht, in Österreich an. Die meisten von ihnen sind viel zu lange in verschiedensten Einrichtungen untergebracht, in denen junge Menschen – fast noch Kinder – nichts verloren haben. Hier gibt es enormen Verbesserungsbedarf, das muss in Zukunft viel schneller gehen. Die erste Zeit an einem ganz neuen Ort ist immens prägend. Die Botschaft an die Jugendlichen in diesen Einrichtungen ist Warten und Durchfüttern. Das ist ja keine Botschaft an junge Menschen.“
Aufgrund der bevorstehenden Schließung stand das Don Bosco Haus zur Verfügung. Dank der tollen Unterstützung durch die Salesianer und Mitarbeiter:innen vor Ort, konnte in nur 8 Wochen eine WG liebevoll vorbereitet werden. Diese Woche werden die ersten von insgesamt 15 syrischen Kinderflüchtlingen im Alter von 15 und 16 Jahren erwartet. Nach dem Einzug ist eine Phase der Orientierung und des Ankommens sehr wichtig. Aber bereits nach 2 Wochen werden die Burschen eine neue Botschaft hören: statt Warten und Durchfüttern, wird Bildung und Lernen die zentrale Botschaft sein. Für jeden Burschen wird individuell ein Bildungsplan je nach persönlichen Fähigkeiten erstellt.
Was die erfahrenen Mitarbeiter:innen des Don Bosco Sozialwerks aber wissen ist, dass gerade syrische Fluchtwaisen von zwei Dingen geprägt sind: Krieg und Flucht. Mit fünf Jahren beginnt ein Kind seine Umwelt bewusst wahrzunehmen. Ein heute 15-jähriger syrischer Bursche hat daher in seinem bewussten Leben nur Krieg und danach die Flucht erlebt.
„Wir freuen uns jetzt sehr auf die Burschen, obwohl wir sie noch nicht kennen. Wir sehen in ihnen viel Potential“, ergänzt Michael Zikeli. „ Wir begegnen den Burschen mit dem salesianischen Prinzip ‚Alles aus Liebe, nichts aus Zwang‘. In Kombination mit der Don Bosco Pädagogik (Präventivstem) haben wir wunderbare Instrumente, um den Burschen zu begegnen und sie zu begleiten. Dennoch sind sie auch einfach normale Jugendliche, die sich dementsprechend verhalten werden. Es ist unsere Aufgabe als Erwachsene diese jungen Menschen auf diesem Weg des Jungseins zu begleiten und in eine gute Richtung zu lenken, so wie es Don Bosco und Maria Mazzarello vorgelebt haben.“